Chios – das ist eine Insel des Wechsels. Zwischen hoch und runter, Strand und Berge, Hafen und orthodoxem Kloster. Am besten erkundet man die Insel mit dem Mofa. Mit dem Mofa in Chios – dafür kann man sich eine ganze Woche Zeit lassen – oder man macht es wie ich: in 2 Tagen. Einen für den Süden und einen für den Norden.
Nachdem ich am Morgen von meinem Gastgeber nach Chios in die Stadt gefahren war, das Mofa bezahlt und mir eine Karte der Insel besorgt hatte, fuhr ich also zunächst Richtung Süden, wo ich über eine abgelegene Straße zu einer kleinen orthodoxen Kapelle kam. Die Sonne brannte und nur ein paar Grillen zirpten in den trockenen Gräsern des Friedhofs. Ich hatte mich leider trotz Karte etwas verfahren. Aber das Glück war auf meiner Seite – sonst hätte ich die Kirche gar nicht gesehen.
Mein Strand, fast für mich allein
Einige Kilometer weiter, fast an der südöstlichen Spitze von Chios, fand ich den kleinen Hafen von Emporios. In der Bucht lagen mehrere Yachten vor Anker. Am Hafenbecken stand eine Mauer auf der man wunderbar sitzen konnte – super Spot für eine Frühstückspause und Zeit genug um die Karte zu studieren. Südlich des Hafens liegt nämlich einer der schönsten Strände der Insel – manche behaupten sogar Griechenlands. Der Steinstrand bei Emporios ist von Klippen eingefasst. Am Tag meines Besuches war er trotz besten Wetters aber fast menschenleer. Nur zwei Paare waren überhaupt in Sichtweite. Ein kurzes Bad zu nehmen war so noch angenehmer. Bis zur nächsten Station hatte ich nun knapp 20 Kilometer zurückzulegen. Also stieg ich gleich in meiner Badehose auf das Mofa, um das Trocknen brauchte man sich bei diesem Wetter wirklich keine Sorgen machen. Das Mofa war übrigens auch nicht wirklich ein 50ccm Fahrzeug – zumindest war es nicht gedrosselt. Ich konnte damit auf gerade Strecke auf bis zu 75 km/h beschleunigen. Das schafft unsere Schwalbe daheim zwar auch, aber ich war doch etwas überrascht.
Höhle ohne Menschen
Unterwegs entdeckte ich auf den recht einsamen Landstraßen der Insel mehrere Schilder auf denen eine „Olympi Höhle“ verzeichnet war. Ein wenig Abkühlung konnte nicht schaden, deshalb nutzte ich die Gelegenheit für einen Abstecher. Dort war gerade Mittagspause. „Aber wenn du 20 Minuten wartest, dann kannst du gern rein“, sagte mir die Bedienung des Cafés. Kurz danach kam auch schon der Aufseher und öffnete nur für mich die beiden schweren Stahltüren. „Wir öffnen niemals beide gleichzeitig, sonst sinkt die Luftfeuchtigkeit zu stark“, erklärte mir der Guide. Drin herrschte kühles Klima. Über mehrere Wendeltreppen kamen wir in die Höhle. Sie war ungefähr 30 Meter hoch und beherbergte eine ungeheure Fülle an verschiedenen Stalagmiten und Stalaktiten. Durch ein Loch in der Decke kam Sonnenlicht von oben herein.
Pirat in der Festung
Etwas weiter Richtung Westen lag Mesta. Die kleine Stadt im Südwesten von Chios wurde schon vor Jahrhunderten gegründet. Im Mittelalter war sie von den Chios-besetzenden Genuesen als Festung zum Schutz vor Piratenangriffen ausgebaut worden. Die Stadt ist von dicken Mauern umgeben in denen Wohnungen und auch der ein oder andere kleine Laden zu sehen sind. Auf dem Marktplatz von Mesta fand ich dann auch ein Restaurant. Dort wird neben den typischen griechischen Speisen auch der für Chios bekannten Mastix-Schnaps serviert. Aus Mastix stellt man allerlei Dinge her und die eigenartige Pflanze wächst anscheinend auch nur auf Chios – zumindest schwören die Chioser Stein und Bein darauf. Da der Schnaps aber für Mofa-fahrende Touristen gerade ungünstig kam, probierte ich lieber einen Orangensaft eines Produzenten aus Chios. Und verdammt – der war so lecker, ich hätte schwören können er war frisch gepresst! Nebenbei wurde ich auch noch von den freundlichen Katzen der Stadt unterhalten. Plötzlich waren so viele da – ich glaub die standen auf Touristen.
Planlos im Nirgendwo
Nach der Mittagspause schwang ich mich wieder auf das Mofa und musste erstmal Tanken. Zum Glück war in der Karte eine Tankstelle eingezeichnet, sonst wäre ich wohl liegen geblieben. Aber so ging es 8 Euro später dann weiter durch recht enge Kurven im Südosten. Zwischendurch gab es tolle Ausblicke auf noch mehr einsame Buchten – mit denen scheint Chios gesegnet zu sein.
An einer ziemlich schlecht ausgeschilderten Kreuzung entschied ich mich landeinwärts zu fahren. Ein Fehler – wie sich nach einer halben Stunde Rumgegurke in die falsche Richtung rausstellen sollte. Deshalb, hört auf meinen Rat und nehmt einen Kompass mit!
Im nächsten Post geht es dann in den Norden der Insel. Dort warteten eine Geisterstadt, ein kleines Venedig, ein einzelner Mönch und ein paar Windmühlen auf mich. Also unbedingt wieder hier vorbeischauen!